Sie sind lang, heiß und herrlich. Gespickt mit köstlichen Gaumenfreuden und Weingenüssen. Voll von positiven Überraschungen und netten Begegnungen: die 12 Etappen des Alpe Adria Trails von Duino in Italien, über Kranjska Gora in Slowenien bis nach Velden am Wörthersee in Österreich.
Es ist das zweite Mal, dass ich mit einem Freund auf dem Alpe Adria Trail wandere. in die entgegengesetzte Richtung. Weil es uns so besser gefällt. Die Voraussetzungen sind ganz anders als im vergangenen Jahr. Ich starte körperlich total unfit, nicht wissend, ob ich die lange Strecke diesmal schaffen werde.
Trotzdem will ich los. Die Ankunft in Triest und weiter nach Duino beflügelt mich total. Das, was die Wanderer normalerweise am Ende ihrer Tour sehen, haben wir gleich zu Beginn: Die Adria! Die Sonne bricht sich in den Wellen und blitzt uns fröhlich entgegen. Das Wasser hat die perfekte Temperatur und wir ruhen aus. Tanken Meeresluft bevor es los geht: auf 2 Füßen, 14 Tage mit 10 Kilogramm Gepäck am Rücken.
Jeden Morgen denke ich, dass es gar nicht schöner werden kann. Denn schließlich starteten wir mit dem Highlight – dem Meer im hübschen Duino. Aber schon am zweiten Tag wird klar, dass uns jeder Abschnitt ein neues Wunder bescheren wird.
Bis heute rieche ich den Blumenduft des ersten Tages. Üppige betörende Gerüche berauschen mich mit Glücksgefühl. Genau wie all die Schmetterlinge, die uns uns herum tanzen. Nach ein paar Stunden wechselt die üppige Natur in eine karge Fels und Karst-Lanschaft.
Jeder Tag hat seine eigenen Highlights. Manchmal ist es die besonders zauberhafte Unterkunft wie Devetak in Michele del Carso mit seinem ausgesprochen guten Restaurant. Am nächsten Tag die Hilfsbereitschaft der Gastgeberin in Cormons, die uns nach der Ankunft mit ihrem Auto zum Abendessen fuhr, damit wir noch rechtzeitig unsere leeren Mägen füllen könnten. Der Rückweg bei Mondschein hätte nicht romantischer sein können.
Sehr kritische Blicke fielen im Casino an der italienischen Grenze zu Slowenien auf uns. Verschwitzt kamen wir dort in den klimatisierten Räumen an, während die Spieler*innen sich hübsch aufgebrezelt hatten für die Glücksspiel-Automaten.
Die Tourist Farm Breg in Slowenien wird von zwei Schwestern geführt. Sie verwandelten schlichte Stein-Häuser in zauberhafte Unterkünfte und sind in der Umgebung für ihr außergewöhnliches Essen und ihre herzliche Gastfreundschaft bekannt.
Das bezaubernde Cividale hieß uns im italienischen Kleinstadtleben willkommen. In historischen Mauern fanden wir unser kleines zweistöckiges Appartement, das phantastische Restaurant Antico Leon D’Oro sowie mein heiß ersehntes italienisches Eis.
Am Ende der Welt, hoch in den Bergen im friedlichen Tribil di Superiore angekommen wurden wir in einem ganz einfachen Ambiente von einer netten Dame bekocht. Nur 33 Menschen leben in dem kleinen Ort, der eine tiefenentspannte Ruhe ausstrahlte.
Eine anstrengende Tour führte uns durch die Berge bis ins Rad-aktive Örtchen Tolmin. Hier konnte man spüren, dass sich in Zukunft sicher noch viele Adrenalin-Junkies einfinden würden.
Unser erstes Glamping Erlebnis hatten wir in Kobarid. Unser kleinstes und schnuckeligstes Zimmerchen, mit Ausblick auf die nachts vor unserem Holz-Zelt tanzenden Glühwürmchen. Begrüßt wurden wir hier mit einem Schnaps, der uns wärmen sollten, nachdem wir triefend und tropfend wie die begossenen Pudel nach einem Regentag dort ankamen.
Noch leicht nass ging es am nächsten Morgen weiter zur atembraubenden Soca, dem gletscherblauen Fluss. Wanderer, Spaziergänger, Kanufahrer und Naturliebhaber genossen alle die atemberaubende vom Fluss geformte Landschaft. Kurz vor einem weiteren Regenguss landeten wir in einer hübschen Wein-Kneipe.
Die Soca begleitete uns den ganzen Tag weiter bis wir, doch völlig erschöpft auf dem Berg in Soca ankamen. Mit dem schönsten Blick über die zurückgelegten Kilometer und Bergtäler erneut ein köstliches Abendessen genossen.
Der nächste Tag hätte eine Menge Höhenmeter bedeutet. Nach 9 Tagen Wanderung kam mir die Regenpause gerade recht und das Glück, auf dem Gipfel doch noch einen Bus zu erwischen.
So ruhten wir uns im hübschen Guesthouse Milka aus. Fast wie in England fühlten wir uns in dem verspielten Zimmer, das das nette junge Paar schnell für uns herrichtete. Bei unserer Ankunft konnte man den See vor Kranjska Gora fast nicht sehen. Gegen Nachmittag lichtete sich der Nebel und gab den Blick auf die hübsche Landschaft frei.
Das Guesthouse Milka war ein echter Glücksgriff, mit den herzlichen Gastgebern, einer riesigen Auswahl besonderer Weine und dem 6-Gang Menü, für das das im Guesthouse integrierte Restaurant schon von Gault Millaut ausgezeichnet wurde.
Die längste Etappe hatten wir von Kranjska Gora bis zur Baumgartnerhöhe. Zehn Stunden waren wir unterwegs, ohne die Möglichkeit einer Einkehr dazwischen. Dafür wieder mit abwechslungsreicher phantastischer Natur. Selten hat ein Kaiserschmarren so gut geschmeckt wir am Abend dort im einzigen Hotel weit und breit.
Der letzte Tag führte uns dann entspannt über grüne Blumenwiesen nach Velden am Wörthersee.
Die ausgewählten Etappen waren einfach alle herrlich. Jeden Tag spürte ich, dass ich mehr und mehr Kraft gewann. Jeder Schritt brachte mehr Vertrauen, dass wir das Ende nicht nur erreichen, sondern auch extrem genießen würden.
Verschweigen mag ich trotzdem nicht, dass ich jeden Abend ins Bett fiel und nicht wusste, wie ich am besten liegen sollte. Wenn ich daran denke muss ich heute noch lachen. Alles tat weh. Seitlich auf den Hüften liegen ging gar nicht. Jeder Positionswechsel wurde mit einem Ächzen und Stöhnen untermalt.
Und trotzdem macht mich da Wandern so glücklich. Der Trail lässt mich total in der Natur und im Hier und Jetzt versinken. Ich würde ihn am liebsten gleich wieder gehen – den Alpe Adria Trail – von Duino bis zum Wörthersee.
Gerade sind wir dabei, uns eine neue Wanderung für den kommenden Sommer zu suchen. Es lässt mich einfach nicht los. Das Eins-Sein mit der Natur. Das Gehen nur mit dem Nötigsten, was mir totale Zufriedenheit bringt. Die tollen Eindrücke und Momente, die nicht nur in den Bildern festgehalten sind, sondern ich bis heute tief in meinem Inneren spüre.
Foto Credit @ Vera Kubeile
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